Der deutsche Schauspieler Franz Rogowski hat mit seiner betörenden Leinwandpräsenz und seiner körperlichen wie emotionalen Intensität die internationale Filmwelt im Sturm erobert. Von Christian Petzold bis hin zu Terrence Malick hat Rogowski mit einer Vielzahl beeindruckender Regisseure zusammengearbeitet und dabei eine erstaunliche Vielseitigkeit als Darsteller in einer herrlich unvorhersehbaren Vielfalt von Genres bewiesen. Ursprünglich als Tänzer und Choreograf ausgebildet, legt Rogowski ein seltenes Augenmerk auf die Körperlichkeit seiner Figuren, deren Dialoge und Gesten gleichermaßen eindringlich sind. Diese Gabe zeigt sich bereits in Jakob Lass’ Improvisationsfilm Love Steaks (2013), in dem Rogowski einen jungen Spa-Praktikanten spielt, dessen unbeholfene Umgangsformen einen unwiderstehlichen Charme versprühen. Mit seinen kräftigen Augenbrauen und seelenvollen Augen hat Rogowski eine Ausstrahlung, die für das Kino so typisch ist, aber unter den jungen Schauspielern der letzten Jahre immer seltener zu finden ist. Dieselbe Reserviertheit, die in der unwahrscheinlichen Romanze von Thomas Stubers In den Gängen (2018) bezaubert, verwandelt sich in Peter Brunners Luzifer (2021) in einen erschreckenden Ausdruck kindlichen Zorns. Wer Rogowski zusieht, muss sich also auf das Unerwartete gefasst machen. Rogowskis verblüffende Fähigkeit, zwischen romantischer Verwundbarkeit und stiller Wut zu oszillieren, gipfelt in seinem jüngsten Triumph in Sebastian Meises Große Freiheit (2021), einem erschütternden historischen Film über die sozialen und juristischen Grausamkeiten, denen schwule Männer im Nachkriegsdeutschland ausgesetzt waren. Um diese fesselnde Darbietung von Rogowski zu feiern, wollen wir mit dieser Reihe ein Glas erheben auf den Mann der Stunde und einen der aufregendsten Schauspieler, die derzeit auf der Leinwand zu sehen sind.